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Geschichte

Geschichte des Alten Friedhofs am Jahnplatz

Mehr als 200 Jahre Stadtgeschichte befinden sich auf dem ältesten Friedhof von Bielefeld. Gegründet wurde der Friedhof 1808 während der Herrschaft von Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte. Als König des Reiches Westfalen, wozu auch Bielefeld gehörte, setzte er Napoleons neues Gesetz von 1804 um, wonach sich Friedhöfe nur noch außerhalb der Städte auf umfriedeten Plätzen befinden durften.

Der Alte Friedhof war der erste Friedhof dieser Art in Bielefeld und ist damit gleichzeitig auch der älteste Friedhof Bielefelds. Vor Napoleons Dekret bestatteten die Bielefelder Bürger ihre Toten wie seit den Stadtgründungen im frühen Mittelalter allgemein üblich auf den Kirchhöfen unmittelbar bei den Kirchen.

Historie

1808 Genehmigung und Eröffnung

1808 beschloss der Magistrat der Stadt Bielefeld, auf rund 14.500 qm eine neue Begräbnisstätte zu errichten. Ein Gelände östlich der Stadtmauern von Bielefeld gelegen erfüllte ideale Bedingungen. Bei einer Bevölkerungszahl von weniger als 6.000 Einwohnern schien die Begräbnisfläche für alle Zeiten auszureichen. Die Fläche wurde mit einer 2,5 m hohen Ziegelsteinmauer eingefasst und mit einem monumentalen Eingangsportal zur Körnerstraße hin ausgestattet. Zwei Torpfeiler aus Sandstein von 5 m Höhe und 1 m Stärke hielten ein schmiedeeisernes Flügeltor. In unmittelbarer Nähe zum Eingangsportal lag das Totengräberhaus. Wie auf vielen anderen Friedhöfen wurde dieses Wohnhaus für den Totengräber und seine Familie direkt auf dem Friedhofsgelände gebaut. Die Eröffnung des „Friedhofs vor dem Niederntor“ fand am 31. August 1808 mit der Beerdigung der Florentine Francisca Kurlbaum statt. 

 

1811 Die erste Erweiterung

1811 wurde der Friedhof zur heutigen Körnerstraße hin erweitert.

 

1874 Namensgebung

1874 wurden zwei weitere kommunale Friedhöfe angelegt, der Johannisfriedhof im Westen der Stadt und der Nicolaifriedhof an der heutigen Herforder Straße. Seitdem trägt der Friedhof am Jahnplatz den Namen "Alter Friedhof".

 

1874 Schließung des Alten Friedhofs

1874 beschloss der Magistrat mit Verweis auf die zwei neuen kommunalen Friedhöfe, den Alten Friedhof zu schließen und in eine Parkanlage umzuwandeln. Gegen diesen Beschluss wehrten sich einige Grabbesitzer des Alten Friedhofs erfolgreich. Auch die Entfernung zu den neuen Friedhöfen spielte eine Rolle bei der Entscheidung, keine Entwidmung des Alten Friedhofs auszusprechen und auf Wunsch weiterhin Bestattungen in Erbbegräbnissen – heute als Familiengrabstätten bekannt - durchzuführen.

 

1875 Das Vierlingsgrab

Seit 1875 gibt es vier identische Grabsteine, die an die vier kleinen Söhne der Familie Dreinhöfer erinnern. Die vier Jungen waren wohl Geschwister, die vermutlich an einer Typhus-Epidemie gestorben sind. Die Grabsteine zeigen vier identische Skulpturen schlafender Kinder und sind unter dem Begriff Vierlingsgrab zu einem Sinnbild für den Alten Friedhof geworden. Noch heute werden manchmal frische Blumen auf das Grab gelegt. Die nebeneinanderliegenden Kindergräber gehören zu den ältesten noch erhaltenen Grabstätten.

 

1893 Die zweite Erweiterung

1893 wurde der Alte Friedhof aufgrund wachsender Bevölkerungszahlen ein letztes Mal erweitert, sodass er schließlich 16.169 qm groß war. Alle späteren Veränderungen hatten eine Verkleinerung der Bestattungsflächen zur Folge.

 

1909 - 1933 Verkleinerungen der Friedhofsfläche

Zwischen 1909 und 1933 wurde der Friedhof aus verschiedenen Anlässen viermal verkleinert. 1909 wurde für den Ausbau der Körnerstraße 275 qm vom Friedhofsgelände benötigt. 2.100 qm fielen im Jahr 1928 dem Neubau des „Hauses der Technik“ an der damaligen Heeper Straße zu. Für diese Baumaßnahme wurde das repräsentative Eingangsportal einschließlich dem Totengräberhäuschen abgerissen. 1933 wurden 1.360 qm Friedhofsfläche in einen Kinderspielplatz an der Turnerstraße umgewandelt. 1966 wurden für den Ausbau der damaligen Heeper Straße nochmals rund 2.000 qm Friedhofsfläche abgegeben.

 

1983 Grabmale unter Denkmalschutz

1983 wurden 302 Grabmale vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege in die Denkmalliste aufgenommen. 33 Grabmale davon stammen aus den Jahren vor 1850. 

 

1986 Friedhof unter Denkmalschutz – das Erbe bewahren

1986 wurde der Friedhof als Gesamtanlage mit den Grabmalen und Grünanlagen unter Denkmalschutz gestellt, da er als Begräbnisplatz des 19. Jahrhunderts und Bielefelds ältester Friedhof eine hohe stadtgeschichtliche und kulturhistorische Bedeutung hat.

 

1999 Gründung der Friedhofs GmbH Bielefeld

Im Jahr 1999 wurde die Friedhofs GmbH Bielefeld gegründet. Erster Geschäftsführer wurde Landschaftsarchitekt Ullrich Richter, nach dessen Plänen der Friedhof umgestaltet wurde.

 

2000 Alter Friedhof als Begräbnisstätte neu eröffnet

Am 25. Mai 2000 beschloss der Rat der Stadt Bielefeld, den Betrieb des Alten Friedhofs wieder aufzunehmen und durch die Friedhofs GmbH Bielefeld durchführen zu lassen. Die Neueröffnung des Alten Friedhofs geht besonders auf die Initiative des Bielefelder Bestatters Conrad W. Schormann zurück. Seitdem dient der Friedhof der Bielefelder Bevölkerung wieder als Begräbnisstätte. 

 

2001 Einweihung der neuen Kapelle

Nach einer Planungs- und Bauphase wurde am 7. September 2001 die von Architekt Lutz Rohde entworfene neue Kapelle auf dem Alten Friedhof mit einem Ökumenischen Gottesdienst eingeweiht. 
Mit der Kapelle hat der Alte Friedhof einen würdigen Raum für den Abschied am Lebensende hinzugewonnen.

 

2001 Neubau von Kolumbarien

Im Jahr 2001 wurden die ersten Kolumbarienwände nach den Plänen des Landschaftsarchitekts Ullrich Richter erbaut, um auf dem räumlich begrenzten Friedhof neue Grabstätten zu schaffen. Die Kolumbarien fügen sich in das Gesamtbild des historischen Friedhofs ein. 

 

2019 Wechsel der Geschäftsführung

2019 wurde Hans-Jörg Krauß neuer Geschäftsführer der Krematorium Bielefeld Betriebs GmbH sowie der Friedhofs GmbH Bielefeld. Der bisherige Geschäftsführer Ullrich Richter verabschiedete sich in den Ruhestand. 

 

2020 Auszeichnung der Friedhofskultur als immaterielles Kulturerbe

Seit September 2020 steht der Alte Friedhof im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur. Die Friedhofs GmbH Bielefeld brachte ein entsprechendes Schild auf dem Friedhof im Zentrum Bielefelds an, um so auf die Bedeutung der Friedhofskultur aufmerksam zu machen. Der Alte Friedhof ist damit teil eines bundesweiten Netzwerks von über 300 Friedhöfen in 122 Städten, die auf die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe hinweisen.

Der Alte Friedhof heute

Der Alte Friedhof entwickelt sich stetig weiter. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes wurden neue Grabfelder und Wege gestaltet. Auch die Kolumbarien wurden im Jahr 2011 noch einmal erweitert, um der Nachfrage gerecht werden zu können.

Heute verfügt der Alte Friedhof über eine Fläche von insgesamt circa 14.500 qm. Es gibt mittlerweile eine Vielfalt von Grabstätten, sowohl Erdbestattungen als auch Urnenbeisetzungen in Wahlgräbern oder in Kolumbarien sind möglich.